Mit Corox tief durchatmen!
SARS-CoV-2 schädigt die Lunge – kann Atemtherapie da helfen? „Ja, jeder kann selbst dazu beitragen, sein Atemvolumen zu verbessern”, sagen unsere Therapeutinnen und -therapeuten. Markus Grundner und Navina Pertz vom Coroxteam erklären was Atembeschwerden hervorrufen können, welche kleinen Übungen sinnvoll sind und wieso man sie bei Atemwegserkrankungen so oft wie möglich machen sollte – nicht nur als COVID-19-Patienten.
Wie kommt eine solche Atemwegserkrankung zu Stande und wie bekommt man die Beschwerden wieder in den Griff?
Markus Grundner: Deutlich zu nennen ist, dass es viele verschiedene Ursachen gibt, die mit genauso vielen unterschiedlichen Behandlungen zu beheben sind. Das ist bei jedem Menschen unterschiedlich, deswegen kommt man nicht daran vorbei den Ursachen mit einem Spezialisten auf den Grund zu gehen.
Kann man dennoch aber schon von zu Hause aus etwas an der Atemtechnik verbessern?
Navina Pertz: Natürlich kann man von zu Hause auch schon etwas machen. Zu erst sollte man sich einmal bewusst mit der Atmung auseinander setzen. Mit den Händen auf den Rippenbögen kann man zum Beispiel mal spüren, wo die Atmung überhaupt hingeht. Spürt man die Atmung eher im Bauch, Brustbereich oder auch beides? Geht die Atmung bildlich gesehen vom Körper nach vorne? Oder schafft man es die Atmung im Körper voll und ganz zu entfalten und in alle Richtungen zu Atmen? Um dies zu beobachten unterstützen einem die Hände am Rippenbogen. Spreizen sich die Finger in alle Richtungen, also nach vorne nach hinten und auch zur Seite?
Des Weiteren kann man die Atemlänge kontrollieren und prüfen ob man mit einer kleinen Aufgabe zurechtkommt. Hierbei versucht man bewusst 4 Sekunden durch die Nase ein- und 8 Sekunden mit der Nase wieder auszuatmen.
Mit mehrmaligen ausführen der Übungen kann man sich hier durchaus verbessern. Jedoch liegt es nicht nur an der Atemtechnik und an das bewusste Atmen. In vielen Fällen ist man einfach körperlich eingeschränkt.
Körperlich eingeschränkt, wie kann man sich das vorstellen?
Markus Grundner: Ganz einfach. Hat unsere Lunge genügend Platz um sich völlig ausfalten zu können, oder nicht? Durch eine Mindermobilität im Brustkorb, oder einem Defizit in der Aufrichtung aus dem Rumpf, kann es zu Schwierigkeiten bei der Atmung kommen.
Bei der Befundung an Mindermobilität am Brustkorb zum Beispiel, lässt sich durch einen genauen Tastbefund zwischen Lunge und Brustkorb, schnell feststellen, wo Teilbereiche der Lunge besser oder schlechter belüftet werden. Dies gilt dann zu therapieren, sodass der Sauerstoffaustausch auch in den tiefsten Lungenabschnitten stattfinden kann.
Ein wesentlicher Faktor einer intakten Atmung, ist die Funktionalität der Pleura das sog. Rippenfell. Dieses umspannt die Lunge und kleidet die Brusthöhle von Innen aus. Mit seiner glatten und feuchten Haut ermöglicht das Rippenfell der Lunge sich möglichst reibungslos im Rhythmus der Atmung zu bewegen.
Wie kommt es dann so einfach zu einer beschädigten Pleura?
Markus Grundner: Eine Entzündung der Lunge ist eine akute oder chronisch verlaufende Entzündung der Lungenbläschen und/oder des Lungengewebes. Dabei kommt es zu einer Schwellung und vermehrten Durchblutung des betroffenen Areals, eine Flüssigkeitseinlagerung in Form von Schleim/Sekret ist meist die Folge. Diese Flüssigkeitsansammlung muss meist mühselig abgehustet werden. Zu dieser Zeit wird der Motor der Lunge das Zwerchfell überbeansprucht was später zu Einschränkungen des Lungenvolumen führen kann, da es der Haupttaktgeber der Einatmung ist.
Nach Lungenentzündungen oder anderen Atemwegserkrankungen kann es zu Vernarbungen innerhalb der Lunge kommen. Dies verursacht Einschränkungen oder einen Bewegungsverlust der Lunge. Das wiederum schränkt die Kapazität der Sauerstoff Aufnahmefähigkeit ein, da nicht alle Lungenabschnitte belüftet werden können. Durch die nicht vorhandene Mobilität des jeweiligen Areals, ist somit auch die Leistungsfähigkeit des Körpers eingeschränkt, wenn der Sauerstoff Gasaustausch nicht voll gewährleistet wird.
Der Heilungsprozess wird im entzündeten Bereich nicht optimal funktionieren, da das lymphatische System aufgrund bestehender Blockaden/Vernarbungen nicht gut arbeiten bzw. fließen kann. Das verhindert gleichzeitig auch den freien Abtransport.
Was erreicht man durch die Physiotherapie?
Navina Pertz: Alle aufgelisteten Probleme sind gut Behandelbar, wenn ein sorgfältiger Befund der Lunge, Brustkorb und dessen angrenzenden Weichteile, Faszien, Muskeln und Gelenke erfolgt ist.
Eine Physiotherapie unterstützt des Immunssystems. Zudem beugt sie Folgeentzündungen vor, da nicht belüftete Alviolen (Lungenbläschen, Ort des Gasaustausches) wieder belüftet werden. Faszienläsionen werden bereinigt und der Brustkorb der sich nach einer Atemwegserkrankung verändert hat, kann durch gezielte Physiotherapie wieder in Form gebracht werden.